Barockkirche
Die das malerische Ortsbild wuchtig überragende Daadener Kirche wurde 1722 – 1724 gebaut und gehört zu den besten Schöpfungen des Barocks im Westerwald. Mit ihren 1200 Sitzplätzen ist sie zugleich eine der größten Kirchen im Rheinland.
Die Vorgängerin der heutigen Kirche war im 12. Jahrhundert im romanischen Stil gebaut worden. Als diese zu Beginn des 18. Jahrhunderts zum einen baufällig und zum anderen zu klein geworden war, entschieden sich die Daadener für einen Neubau. Allerdings ließ man den Turm stehen, der jedoch nach dem Kirchenneubau niedriger war als das Dach des Langhauses. Er wurde deshalb 1784 um die heutige Glockenstube erhöht und mit einer barocken Zwiebelhaube mit aufgesetzter Laterne versehen.
Als Wetterfahne dient ein Engel, der 1931 seinen Vorgänger aus dem Jahre 1731 ablöste. Wie der Volksmund erzählt, konnten sich die Daadener damals nicht einig werden, ob ein Hahn oder ein Engel die Kirchturmspitze krönen sollte. Schließlich trug der Engel den Sieg davon und zugleich die Daadener ihren Spitznamen als „Hahnengler“. Noch heute kündet der Engel recht zuverlässig das Wetter an.
Drei Glocken befinden sich im Kirchturm, die zu den verschiedenen Anlässen ihre Stimme erschallen lassen. Von dem alten Geläut aus Bronze ist nur noch die aus dem Jahre 1785 stammende Mittagsglocke erhalten geblieben; die beiden anderen im letzten Weltkrieg durch Konfiszierung verloren gegangenen Glocken wurden 1953 durch solche aus Gussstahl ersetzt.
Fünf Türen führen in das Kircheninnere. Der Turmeingang führt zunächst in die restaurierte tonnengewölbte Turmhalle. Hier wurde das alte Gemäuer aus dem 12. Jahrhundert freigelegt, das einen Einblick in die Baukunst des Mittelalters gewährt. Die beiden Hauptportale zieren barocke Flügeltüren mit reichhaltigen Schnitzornamenten. Zwei weitere, eher schlicht gehaltene Türen führen sowohl zu den Emporenaufgängen als auch ins Innere der Kirche.
Der Kirchenraum selbst hat einen kreuzförmigen Grundriss; die teils zweigeschossigen Emporen tragen wesentlich zur Höhenwirkung des Innenraumes bei. Herzstück der Innenausstattung ist die aus Altar, Kanzel und Orgel gebildete östliche Abschlussgruppe. Während den schlichten Altartisch ein Holzkreuz und eine Bibel schmücken, ist der von je zwei Säulen korinthischer Ordnung umgebene, mit vergoldetem Fruchtgehänge und fünf Engelsköpfen verzierte sechseckige Kanzelstuhl sehr prachtvoll ausgestattet. Über der Kanzel befindet sich der Orgelprospekt, dessen seitliche Abschlüsse Ranken mit Puttenköpfen zeigen.
Die heutige Orgel wurde 1908 von dem Orgelbauer Röver aus der Nähe von Quedlinburg/Harz gebaut. Sie ist einige der wenigen noch vollständig erhaltenen romantisch-pneumatischen Orgeln und stellt somit in weitem Umkreis eine Besonderheit dar.
Ein besonderes Kennzeichen der Daadener Kirche ist die große Anzahl an Sitzplätzen. Für 1500 Personen sollte der Kirchenneubau 1722 konzipiert werden; 1200 Besucher finden heute in der Kirche Platz. In dieser Beziehung ist die Kirche in Daaden das größte Gotteshaus des Westerwaldes.
Das Gestühl mit Schnitzereien zu den Gängen hin ist noch vollständig im Original erhalten. Zwar bieten die Bänke keinen Sitzkomfort nach heutigen Vorstellungen, verhindern aber dafür den Kirchenschlaf. Früher hatten gewisse Stände bestimmte Sitze, „Stühle“ genannt, inne, so beispielsweise die Adligen, die Beamten oder die Pfarrfamilien. Die „gemeinen“ Stände waren nach den einzelnen zum Kirchspiel gehörenden Ortschaften aufgeteilt; diese Ordnung, die heute nicht mehr gültig ist, ist aber vielen Kirchgängern noch bekannt und wird auch teilweise noch eingehalten.
Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden einige Mitglieder einer Adelsfamilie in der Gruft der Kirche und weitere 10 „Personen von Stand“ an anderer Stelle in der Kirche beigesetzt. Durch einen Erlass des Markgrafen von Brandenburg-Onolzbach im Jahre 1788 wurden Beisetzungen in Gotteshäusern untersagt.
1975 musste die Kirche baupolizeilich geschlossen werden, weil sich die Decke im Kirchenschiff um einen halben Meter gesenkt hatte und der Deckenbalken angefault war. Im folgenden Jahr wurden das gesamte Dach und die Decke entfernt und originalgetreu wieder hergestellt; insbesondere wurden auch die Stuckelemente an der Decke wieder aufgetragen.
Viele weitere interessante Details gibt es in der Kirche noch zu entdecken.
Wenn Sie an einer Kirchenführung interessiert sind, können Sie sich mit dem Büro der Ev. Kirchengemeinde in Verbindung setzen.