Steinches Mühle
Wer kennt sie im Daadener Land nicht? Die Steinches Mühle. Das Fachwerkgebäude welches mit einem Reetdach versehen ist, liegt in der Gemarkung Daaden, im Mündungsbereich von Derscher- und Daadebach, in unmittelbarer Nähe der Straßenkreuzung Daaden/Emmerzhausen/Derschen. Im Jahr 2010 jährte sich zum 400. Mal ihre urkundliche Ersterwähnung. Aber werfen wir zunächst einen Blick zurück auf die Geschichte der Mühle vor 1610.
Bei Restaurierungsarbeiten wurden die Jahreszahlen 1425 und 1513 entdeckt. Die Zahlen lassen also darauf schließen, dass die Mühle noch rund 200 Jahre älter ist, als die erste Urkunde verrät. Aber eben erst diese, aus dem Jahr 1610 stammende Urkunde, berichtet von einer herrschaftlichen Mühle. An das Gebäude waren die Einwohner von Daaden, Derschen, Mauden und Emmerzhausen „gebannt“, was damals bedeutete, dass diese verpflichtet waren, ihr Getreide dort mahlen zu lassen. Eine weitere Urkunde aus der Zeit des 30jährigen Krieges (1618-1648) beschreibt die Pacht, die damals der Müller Johann Krah (Daaden) zu entrichten hatte: Acht Malter Frucht und ein „fett Mühlenschwein“.
1697 erhält Daaden eine eigene Mühle und ist somit nicht mehr an die Steinches Mühle gebannt. Im Jahr 1765 kommt es zu einer neuen Verpachtung des Gebäudes. Der bisherige Pächter Joh. Anton Schnell und Theiss Krah aus Daaden, finden sich im Dezember dieses Jahres in Friedewald ein und überbieten sich gegenseitig. Theiss Krah erhält letztendlich den Zuschlag für eine Jahrespacht von 131 Gulden und 4 Malter Korn zuzüglich einer Kaution von 82 Gulden. Schon sechs Jahre später übernehmen die Gemeinden Derschen, Emmerzhausen und Mauden die Mühle in Erbpacht. Emmerzhausen steigt allerdings zum 1.1.1790 aus dem Erbpachtvertrag aus.
1853 ergibt sich schließlich eine weitere Änderung. Die Gemeindeberechtigten von Derschen (alle Eigentümer eines „Rauches“ (Hauses)) übernehmen ab diesem Zeitpunkt die Mühle zu Eigentum gegen Zahlung des 18-fachen Jahrespachtbetrages. Ab sofort besorgt auch ein jährlich gedingter Mühlknecht die Arbeit in der Mühle. 1911 werden die Gemeindeberechtigten ausgezahlt, denn ab diesem Jahr geht die Mühle in den Besitz der politischen Gemeinde Derschen über. In jener Zeit verliert die Mühle sogar für kurze Zeit ihre charakteristische Dacheindeckung. Da das Dach undicht ist und es in die Mahlgänge regnet, lässt der damalige Bürgermeister von Derschen, Gustav Hees, den Dachstuhl mit Blech beschlagen. Da der Daadener Amtsbürgermeister Heinrichshofen die Zahlung hierfür verweigert, weil er findet, dass das Blechdach die Mühle verschandele, muss Gustav Hees die Kosten für die Dacheindeckung aus eigener Tasche bezahlen. Einige Jahre später ist wieder alles in Ordnung. Die Mühle hat wieder ihr Strohdach und der Gemeinderat von Derschen beschließt, die Kosten für die Bleche doch aus der Gemeindekasse zu bezahlen.
In den 1950er Jahren geht, bestärkt durch den wirtschaftlichen Aufschwung, die Landwirtschaft und mit ihr das zu malende Getreide immer mehr zurück, so dass sich der Mahlbetrieb nicht mehr lohnt. Die Mühlräder stehen still und das Gebäude ist für Jahre unbewohnt. In den 1960er Jahren nutzen die Kirchener Pfadfinder die Mühle als ihr Domizil bis im Jahre 1967 endlich wieder geregeltes Leben in das Gebäude einzieht - die Steinches Mühle geht ab da, von der Ortsgemeinde Derschen, in Privateigentum über. In den folgenden Jahren wechseln die Besitzer häufig, es kommt sogar zur Zwangsversteigerung. Seit 15 Jahren hat die Mühle nun ein Besitzerehepaar gefunden, welches sich liebevoll um das historische Gebäude kümmert. 2005 wurde ein Teil des Daches mit Reet neu gedeckt und seit einigen Jahren öffnet sich, an jedem zweiten Mühlentag, auch für Interessierte die Eingangstür der Mühle.