Stadt Daaden

Absturz eines B-17 Bombers am 22. Februar 1944 – Gedenkkreuz restauriert


Am 22. Februar 1944 fand eine der großen Luftschlachten des Zweiten Weltkrieges über Deutschland statt. Die Amerikaner griffen ab diesem Tage mehrere Ziele in Mitteldeutschland an. Beteiligt an diesen Angriffen waren die 1. BD (Bomber Division) der 8. Air Force mit 289 Flugzeugen des Typs Boing B-17 "Fliegende Festung" sowie die 2. BD der 8. Air Force mit 333 Flugzeugen des gleichen Typs. Außerdem flogen noch 177 Bomber vom Typ B-24 Liberator Angriffe auf Ziele in Holland. Diese gewaltige Streitmacht von 799 Maschinen wurde geschützt von 659 Begleitjägern der Typen Thunderbolt, Lightning und Mustang.  Die US-Air-Force erlitt eine ihrer schwersten Niederlagen. 38 Bomber und elf Begleitjäger wurden beschossen. Es gab 38 Tote, 30 Verwundete und 367 Vermisste. 53 deutsche Maschinen kehrten nicht mehr in ihre Horste. William L. Huddelston war damals Bordschütze in einer dieser "Fliegenden Festungen". Er berichtet von dem Tag, als eine B-17 von deutschen Jagdflugzeugen abgeschossen wurde. "Wir starteten an diesem Tag von dem englischen Flugplatz Thurleigh aus, um Bernburg anzugreifen. Gegen 15.00 Uhr wurden wir von deutschen Jagdflugzeugen des Typs Focke Wulf 190 und Messerschmitt 109 angegriffen. In einer Höhe von etwa 20.000 Fuß wurden wir von den Geschossen eines Jagdflugzeuges getroffen. Die 2 cm Geschosse schlugen in den Rumpf sowie Tragfläche und Motoren ein. Ich wusste, dass unser Flugzeug jeden Moment explodieren konnte, also legte ich mir meinen Fallschirm an und wollte aus der Maschine springen. Als ich mich umdrehte, sah ich meinen Kameraden Jack Osborn am Boden liegen. Ich wollte zu ihm gehen um Ihm zu helfen, als das Heck der Maschine abbrach und ich herausgeschleudert wurde. Während ich zur Erde glitt, schaute ich mich um, in der Hoffnung, noch andere Fallschirme zu sehen, aber ich war der einzige. Ich landete auf einem Berg in kniehohem Schnee. Um einer Festnahme zu entgehen, wickelte ich mich in meinen Fallschirm ein. Nach einer kurzen Weile hörte ich Stimmen. Da wusste ich, dass sie mich gefunden hatten. Ich wurde von Soldaten festgenommen und zum Verhör in den kleinen Ort Daaden (er kannte den Ort nicht) am Fuße des Berges gebracht. Bei meinem Sprung aus der Maschine hatte ich meine Stiefel verloren, und so musste ich ohne Schuhe von der Spitze des Berges zu Fuß durch den Schnee ins Tal gehen. Das Verhör wurde von einer englisch sprechenden Frau unter Aufsicht meiner Bewacher durchgeführt. Nach Beendigung des Verhöres fragte ich, ob man mir ein paar Stiefel besorgen könne, denn ich fror sehr an meinen Füßen. Zu meiner Überraschung bekam ich nach einer Weile ein Paar Militärstiefel Größe 12. Ich trug nur Größe 8, war aber dankbar für die warmen Schuhe.“ Am nächsten Tag wurde Bill Huddleston in das Durchgangslager (DuLag Luft) nach Oberursel gebracht. Dort verbrachte er 13 Tage in Einzelhaft. Nach der Einzelhaft kam er zusammen mit anderen Gefangenen in verschiedene Gefangenenlager. Am 8. Mai 1945 wurden sie dort von den englischen Streitkräften befreit. Bei dem Absturz des Bombers starben acht Besatzungsmitglieder sofort. Ein Besatzungsmitglied wurde von Einwohnern aus Emmerzhausen aus dem brennenden Flugzeugwrack geborgen. Ein Ast hatte sich durch seinen Oberschenkel gebohrt. Er starb auf dem Weg in Lazarett in Kirchen. Die Maschine war in ein Waldstück dicht am Hellertalhöhenweg gestürzt und zum größten Teil ausgebrannt. In unmittelbarer Nähe stand die nur noch älteren Bürgern bekannte "Capito Hütte". Die Gefallenen wurden zunächst in Emmerzhausen beerdigt, dann nach Daaden umgebettet. Sie ruhen jetzt zum Teil in Margraten in den Niederlanden auf einem Soldatenfriedhof. Im Oktober 1993 besuchte Bill Huddleston zusammen mit seiner Frau Grace auf Initiative von Michael Güdelhöfer die Absturzstelle bei Daaden. In seinem Beisein wurde damals vor 31 Jahren das Gedenkkreuz zur Erinnerung an seine Kameraden errichtet.

Bill Huddleston wusste bis zu diesem Zeitpunkt nicht, wo genau die Absturzstelle seiner Maschine genau lag. Bei dem Luftkampf, der sich über dem Rothaargebirge entwickelte, stürzten in unserem Heimatgebiet in kurzer Zeit drei B-17 „Fliegende Festung“ in Daaden, Kirchen und Dermbach ab. In Kirchen überlebte auch nur ein Besatzungsmitglied, in Dermbach gab es 5 Überlebende. Ein deutsches Jagdflugzeug vom Typ Focke Wulf 190 stürzte in Alsdorf ab. Der Pilot rettete sich mit dem Fallschirm und lebt heute noch in Norddeutschland. Er ist 103 Jahre alt. Michael Güdelhöfer recherchiert seit mehr als 30 Jahren die Luftkriegsgeschichte im Landkreis Altenkirchen und den angrenzenden Gemeinden. Der gebürtige Alsdorfer, der heute bei Siegen wohnt hat in dieser Zeit viele Kontakte zu Besatzungsmitgliedern und deren Familien knüpfen können, die auch heute noch bestehen. Auch wenn die Zahl der Augenzeugen immer geringer wird, sucht Michael Güdelhöfer auch heute noch nach Kontakten zu Personen, die Angaben zu Flugzeugabstürzen oder aber Begebenheiten im Zusammenhang mit Abstürzen machen können oder auch Überbleibsel aus dieser Zeit besitzen. Dies können auch mündliche Überlieferungen innerhalb der Familie sein.

Michael Güdelhöfer (2.v.r.) ist vor einiger Zeit auf Stadtbürgermeister Walter Strunk und Haubergsvorsteher Fritz-Otto Klotz (2.v.l.) zugekommen. Es war sein Ansinnen, die verfallene Gedenkstätte wieder herzurichten. Der Stadtbürgermeister hat diesem Plan natürlich gerne zugestimmt. Im Herbst konnte die restaurierte Gedenkstätte mit dem von Andreas Heidrich (rechts) neu angefertigten Kreuz wieder ihrer Bestimmung übergeben werden. Die Messingtafel wurde mit Unterstützung von Dieter Hild (Geschichtsverein Herborn, links) und Michael Güdelhöfer hergestellt.